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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 62.1928

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Osborn, Max: Die Berliner Secession im neuen Hause
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https://doi.org/10.11588/diglit.9251#0102

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Die Berliner Seccssion im neuen Hause

n

ERICH KLOSSOWSKI

schlungener und verknoteter geworden. Denn
eine ganze Reihe von Persönlichkeiten, die bis-
her, überhaupt oder namentlich, im „feindlichen
Lager" der Akademie Obdach gesucht hatten,
melden sich plötzlich wieder in der Secession
zum Wort. Offenbar weil die Begründung des
neuen Hauses Anziehungskraft entwickelt hat.
Es befinden sich darunter Namen von erheb-
lichem Belang, wieKokoschka, Hofer, Purrmann,
Beckmann, Klee, Pechstein, Kirchner, Schmidt-
Rottluff, Dix, die Bildhauer Kolbe und Albiker.
Nicht das allein: bei der Eröffnungsfeier in der
Tiergartenstraße (wo sich die Secession nun in
die moderne Berliner Geschäftsgegend der
Kunst und „Eleganz" einordnet) erschien der
Chef der preußischen Kunstverwaltung, der
KultusministerDr. Becker selbst, höchst offiziell,
rief in einer bemerkenswerten Rede das Publi-
kum zu tatkräftiger Förderung der lebenden
deutschen Künstlerschaft auf und stiftete, ein
beachtliches Novum, zwei Staatspreise für diese
private Ausstellung. Flugs erfolgte der Gegen-

GEMALDE »LANDSCHAFT«

hieb: bei der Weihe der Gedächtnisausstellung
für Albrecht Dürer in der Akademie der Künste
ließ sich Liebermann, der Unermüdliche und
durch jede notwendige oder vermeintliche
Kämpferstellung neu Verjüngte, die Gelegenheit
nicht entgehen, in seiner Ansprache (die der
nicht klein zu kriegenden Elastizität seines
Geistes wieder ein fabelhaftes Zeugnis ausstellte)
darauf hinzuweisen, daß doch eigentlich die
Akademie der wahre Hort der geprüften, ge-
siebten, bestätigten Kunst sei. So amüsieren
wir uns in Berlin.

Das Secessionshaus, das jetzt seine Türen
öffnete, ist das vierte, das die Hauptstadt erlebt.
1899, beim ersten, Sensation erregenden Auf-
treten, bezog man den unvergessenen kleinen
Neubau beim Theater des Westens. 1902 zog
man an den Kurfürstendamm. Und nach dem
Krach ließ sich die „Berliner Secession" in
neuen Räumen auf einem Rückgelände etwas
weiter östlich am Kurfürstendamm nieder. An
der ersten Stelle steht heute ein Tanzpalast von
 
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